Piaggio TPH 180ccm
Die Piaggio TPH schrieb ihre Geschichte hauptsächlich als 50ccm Scooter. Piaggio verpackte in den erfolgreich verkauften Scooter anschließend auch 80ccm und 125ccm Motoren. Die Motoren der 125ger Baureihe waren nahezu baugleich mit denen des Gilera Runners.
Interessant für mich war das naheliegende: Die 125ccm TPH auf 180ccm aufzurüsten und diesen Umbau mittels Fahrwerks-optimierung und Bremsleistungverbesserung für die Straße zugelassen zu bekommen.
Der Aufbau:
Als Basis für den Antrieb dient ein 125ccm Piaggio SKR Motor. Dieser ist in vielen Merkmalen baugleich mit dem originalen TPH Motor. Mit kleinen Modifikationen ist dieser Motor als Basis perfekt.
Kurbelwelle:
Das Herz dieses Motors bildet eine Vollwangenkurbelwelle, deren Hub um 3mm gesteigert wurde. Hierdurch erhöht sich Maßgeblich der Hubraum wie auch die Vorverdichten. Diese leistungssteigernde Maßnahme muss später für das Erlangen der Betriebserlaubnis erfasst werden! Diverse Testverfahren müssen durchlaufen werden um diese Änderung gegenüber dem Serienmotor genehmigt zu bekommen.
Zylinder:
Als Zylinder kommt ein Originaler 180ccm Zylinder aus dem Gilera Runner FXR Einsatz. Dieser hat schon die Typgenehmigung im Runner erhalten und macht daher keine Probleme beim Einsatz im Straßenverkehr. Damit dieser Zylinder jedoch in den Motor passt, müssen einige Änderungen am Einbausitz des Motors vorgenommen werden. Zylinderkopf ist ein CNC gefertigter Kopf der Firma Race-Base aus Kiel dessen Brennraumform speziell berechnet wurde um Mitteldruck und schlussendlich Leistungsparameter zu verbessern.
Zündeinheit:
Die Zündeinheit bleibt unverändert die originale Einheit der TPH 125. Es könnte bei bedarf auch eine Umrüstung auf die originale Einheit der Runner FXR erfolgen. Lediglich der Zündzeitpunkt wurde optimiert.
CVT-Getriebe:
Das CVT-Getriebe bleibt unverändert das originale der TPH 125, ausschließlich die Anpassung der Fliehkraftgewichte sowie der Kupplungsdruckfeder an das neue Leistungs/Drehmomentband des Motors wurde vorgenommen.
Zahnradgetriebe:
Hier wurde das Getriebe des Gilera Runner FXR verbaut.
Wasserkühlungsumrüstung:
Da der Gilera Runner FXR ab Werk mit einer Wasserkühlung ausgerüstet ist, die TPH jedoch Luftgekühlt daher kommt, muss mit der Verwendung des FXR Zylinders eine
Wasserkühlung nachgerüstet werden. Hierzu werden wiederrum am Grundmotor diverse Kanäle eingearbeitet.
Als Pumpaggregat ist Werksseitig eine drehzahlabhängige, riemengetriebene Radikalpumpe eingesetzt. Die Nachrüstung dieser Pumpe ist ebenfalls möglich und ist in einem anderen Projekt von mir auch zu sehen, erschien mir für diesen Umbau jedoch als nicht ideal. Zum Einsatz kommt daher eine Umwälzpumpe aus einer VW Standheizung. Die Pumpe hat eine Leistungsaufnahme von 10 Watt und kann somit von der originalen Lichtmaschinenleistung getragen werden. Vorteile sind die drehzahlunabhängige Steuerung des Pumpstromes.
Um den großen FXR Wasserkühler unterzubringen wurde die Front der TPH getauscht gegen die Kaskade des Piaggio 50ccm NRG. Dieser hat Werksseitig einen 50ccm wassergekühlten Motor, was die Applikation des 180ccm Runner Kühlers einfacher machte. Es kann jedoch auch in die originale Kaskade der TPH ein Wasserradiator eingesetzt werden. Die Front bringt zusätzlich einen Vorteil mit sich: Die Scheinwerfer wurden ersetzt
gegen Streetfighter Reflektor-Scheinwerfersysteme aus einer Yamaha R1. Die Lichtstärke dieser Scheinwerfersysteme ist sehr viel höher und außerdem Typgenehmigt, was die Zulassung später erleichtert.
Fahrwerksoptimierung:
Für die Hinterachse wurde ein Bitubo Federbein eingebaut, welches für den FXR ein Teilegutachten mitbringt. An der Vorderachse wurde die Serienmäßige Federgabel entfernt. Einzug hielt eine Sebacgabel der neusten Generation aus einem Gilera Runner VXR 200. In Verbindung mit der Gabel wurde auch die Bremsanlage des 200ter Runners übernommen. Der Gabeleinbau gestaltet sich dahingehend Umständlich, da dass Lenkrohr-Längenmaß nicht dasselbe als das der TPH ist. Hierzu mussten neue Lageraufnahmen gefertigt werden.
Bremsleistungssteigerung:
Die Leistung wurde mittels einer 250mm Bremsscheibe an der Vorderachse von Galfer gesteigert. Durch Festigkeitsberechnungen an Bremssattel und Scheibe mittels Finite-Elemente-Methoden konnte auch hier die Zulässigkeit nachgewiesen werden. Die HInterachse wird herkömmlich per Trommel abgebremst. Die erforderliche Mindestabbremsung wird hiermit Gewährleistet. Weitere Leistungswerte für die Straßenzulassung werden auch mit der 110mm Trommel erbracht.
Erlangung einer neuen Betriebserlaubnis:
Hierzu muss ein Gutachten eines amtlich anerkannten Sachverständigen zur Erlangung der Betriebserlaubnis (§21 StvZO) erstellt werden. Das Gutachten erfordert Tests in allen Bereichen, die der Umbau umfasst. Hierzu gehörten:
– Leistungserfassung auf einem Prüfstand inkl. Höchstgeschwinigkeitsmessung.
– Lautstärkenmessung bei Vorbeifahrt und im Stand.
– Abgasmessung aufgrund der veränderten Leistung.
– Bremsleistungsmessung und Berechnung.
– Rahmenvermessung und Berechnung der neuen Belastung.
Dem Betrieb im Straßenverkehr steht nichts mehr im Wege. Auf zur Zulassungsstelle und die Betriebserlaubnis ausstellen lassen.