
Startguide Episode 1: Welcher Drucker für FDM-Druck?
In diesem Bericht möchte ich den Einstieg in den 3D Druck erleichtern. Da auf dem Markt für den Laien gefühlt unendlich viele verschiedene Drucker zu erwerben sind, wird es schnell unübersichtlich und man ist überfordert.
Erster Schritt: Budget
Zuerst sollte man sich ein Budget festlegen, sonst wird es schnell sehr teuer :). Als Tipp vorweg, unter ca. 300 Euro +/- sollte man für seinen ersten Drucker nicht gehen. Dieser Betrag ist jedoch auch nur für den Drucker veranschlagt, für Material (Filament) sollte man nochmal für den Start ca. 60 Euro veranschlagen.
Bei den meisten Modellen sind schon nützliche Werkzeuge (Schraubenschlüssel und Seitenschneider/Filamentschneidewerkzeuge sowie USB-Sticks zum übertragen der Druckdateien) dabei, daher benötigt man erstmal nichts mehr dazu.
Da selbst die einfachsten Drucker heutzutage sehr viele verschiedene Materialien drucken können, muss ich hier gar nicht mehr auf die unterschiedlichen Grundfunktionen eingehen, die benötigt werden um nicht nur einfachen Kunststoff zu schmelzen und drucken zu können, sondern auch komplexeren Kunststoff verarbeiten zu können.
Wer direkt einen zukunftsorientierten Drucker besitzen möchte, sollte sich mit einem Budget von 500 bis 1500 Euro anfreunden. (Artikel Stand 2024).
Zweiter Schritt: Welcher Drucker?
Eine Frage, die sehr viele Faktoren beinhaltet, um Sie beantworten zu können. Ich möchte es einfach halten und euch mein drei Wege Schema näher bringen. Dieser Weg und ein gesetztes Budget bringt euch sehr leicht zu der richtigen Entscheidung.
Weg 1: Selbstbau

Hierbei benötigt man eine gute Handfertigkeit, man muss sich zwingend mit elektrischen Komponenten auskennen (Löten und Crimpen können) und man muss Linux Grundkenntnisse beherrschen, um überhaupt zu verstehen, was man hier macht. Ein tolles Hobby wartet auf euch, wenn ihr euch auf diesen Weg begebt. Alle Kenntnisse kann man sich natürlich auch beibringen, wenn man den Mut und die Disziplin mitbringt, damit zu starten. Der Bau eines FDM Druckers benötigt mit diesen Kenntnissen immer noch mehrere Wochen. Ist man den Weg jedoch einmal gegangen, kann man sich als FDM Druck Spezialist bezeichnen und kann in Zukunft alle Probleme selbst lösen. Ein steiniger Weg, der jedoch sehr viel Spaß mit sich bringt.
Auf diesen Weg möchte ich in meinem Artikel nicht näher eingehen, da es hierfür ausreichend Dokumentation und Information im Netz gibt. Wer sich hierfür Interessiert, dem lege ich den Bau eines Voron Trident oder direkt Voron 2.X Druckers ans Herz. Für den Start vielleicht erst mal ein Kit, welches man dann später verfeinern kann.
Weg 2: Geschlossene Plattform Drucker
Das direkte Gegenteil zu dem Selbstbau ist der Kauf eines Druckers, dessen Software vom Hersteller betreut wird und man ähnlich wie bei Apple ein Produkt erwirbt, um dessen Funktion sich der Hersteller vollumfänglich kümmert. Diese Variante bringt den Vorteil, dass man mehr oder weniger ohne viel Wissen direkt mit dem Drucken starten kann. Mann muss sich keine Gedanken über Elektronik oder gar das Bauen eines Druckers machen. Der Drucker kommt teilweise oder auch komplett Fertig zu euch und ist mit weniger Handgriffen betriebsbereit. Selbst die Softwareseite ist durchdacht gestaltet und hilft in wenigen einfachen Schritten zu euren ersten Druckteilen zu kommen.

Nachteile? Die gibt es! Durch das geschlossene System seid ihr darauf angewiesen, dass der Hersteller sich um Updates des Produktes kümmert. Da in der 3D-Druckwelt in sehr schneller Schrittweise neue Technologien in Software und Hardware aufkommen, ist man mit dem geschlossenen System erstmal festgekettet und muss mit dem leben, was man erworben hat. Das heißt nicht, dass dies auf ewig so bleibt, jedoch ist man natürlich in gewisser Weise eingeschränkt, hat jedoch auf der anderen Seite ein sehr stabiles System, was einen wenig Kopfzerbrechen und kaum Fehler macht.
Diesen Weg empfehle ich allen, die sich wenig bis gar nicht mit der technischen Seite des FDM-Druckes auseinandersetzen wollen, sondern lediglich die künstlerische Seite dieses Hobbys nutzen wollen. Hierbei empfehle ich als Drucker einzig und allein Produkte der Firma Bambu-Lab. Diese sind in diesem Bereich des FDM-Druckes führend und haben eine ähnliche Strategie wie Apple. Sie bringen dem Nutzer ein Produkt an die Hand, was wirklich sehr tolle Ergebnisse liefert und sind mit ihrer Software immer up to date! Die Hardware Ersatzteile sind günstig und alles ist sehr gut gestaltet und selbst schwierige Themen oder Reparaturen sind toll bebildert und einfach zu lösen. Außerdem ist der Kundendienst beispiellos und die Technik der Produkte am Zahn der Zeit.
Als Einstieg empfehle ich je nach Budget den A1 Mini ab 200 Euro (Bauraum 180x180mm) oder direkt den P1S ab 600 Euro oder das Flagschiff für Speedprinting X1C ab 1250 Euro (Bauraum 250x250mm), wenn es das Budget hergibt auch direkt mit AMS für Mehrfarbendruck und Mehrmaterialdruck, was nochmal eine ganz neue Ebene des FDM Druckes eröffnet.
Die Drucker von Bambu-Lab liefern euch eine Druckqualität, die selbst mit einem sehr gut eingestellten Selbstbaudrucker oder getuntem offenem System schwer zu erreichen ist und kaum zu übertreffen für diesen Preis! Ein echte Empfehlung, selbst für Druckprofis.
Auch mir der Einstellung der Materialien muss man sich keine Gedanken machen. Alle Variablen wurden durch BambuLab in einen Chip gebrannt, der an jeder Materialspule seitlich angebracht dem Drucker die richtigen Parameter liefert. Kinderleicht also!
Weg 3: fertige Drucker mit offener Software
Der von mir präferierte Weg für Enthusiasten, die das Hobby lieben, aber auch in absehbarer Zeit Ergebnisse (für evtl. andere Hobbys :)) haben wollen.
Hierbei erwerbt ihr einen Drucker, der mit einer fertig entwickelten Basis zu euch kommt. Teilweise fertig aufgebaut, teilweise müssen nur noch kleine Handgriffe erledigt werden, um beginnen zu können. Der Druck kann wie bei der oben genannten geschlossenen Plattform direkt beginnen, doch hier kommen wir zu dem einen Nachteil, der bald zu eurem Vorteil werden soll.
Die Ergebnisse des Drucks sind miserabel. Entweder ist die Qualität extrem schlecht oder die Druckzeit geht ins Bodenlose. Außerdem entstehen immer wieder Fehldrucke, da einige Parameter nicht richtig gesetzt wurden. Abbrüche müssen getätigt werden, da es zu Hardwarefehlfunktionen kommt oder schlichtweg die Softwarelösung euren Drucker nicht richtig bedient.
Hier müsst ihr nun eingreifen und mittels eines definierten Wissens den Drucker so einstellen und feinjustieren, dass die Ergebnisse problemlos an die eines geschlossenen Systemdruckers wie Beispielsweise einem Bambulab herankommen und mit noch etwas mehr liebe am Drucken sogar besser werden können.
Doch warum dieser Aufwand, wenn es doch ein fertiges System gibt?
Ihr seit der Chef. Nachdem euer Drucker perfektioniert wurde, druckt er vermutlich ein kleines Stückchen besser als ein geschlossenes System. Der große Vorteil liegt jedoch nun in der Modellvielfalt. Ihr könnt Drucker mit kleinerem oder größerem Bauraum nutzen, um den Druck an eure Bedürfnisse anzupassen. Ihr könnt in Zukunft bessere Druckköpfe installieren oder vieles mehr.
Eine Empfehlung für solch ein System liegt von meiner Seite aktuell je nach Druckraumgröße bei unterschiedlichen Herstellern.
Standard Druckraum 220mm x 220mm:
Benötigt ihr einen normal großen, also Standard Bauraum (ca. 220x220mm) liegt meine aktuelle Empfehlung bei einem Creality Ender3 S1Pro mit Sonicpad (ca. 350 Euro) oder dem neueren Modell, was auch Multimaterialfähig sein wird, dem Ender3 V3 Core XY (ca. 320 Euro).

Mit beiden Druckern besitzt ihr für den Start ein System auf Marlin Software und könnt sofort mit den ersten Druckerfahrungen beginnen. Reicht euch das angebotene Spektrum, die Qualität oder die Geschwindigkeit nicht aus, könnt ihr mittels Klipper Software (Sonicpad beim Ender3s1pro oder Rooting beim V3) den Drucker um bis zur dreifachen Geschwindigkeit beschleunigen und die Qualität auf das BambuLab-Druckniveau anheben und durch das nun offene System so gut wie alle Erweiterungen und Veränderungen an eurer Maschine selbst vornehmen.
Tipp: Liegt euer Budget etwas höher und ihr wollt spezielle konstruktive Materialien wie ABS/ASA oder Nylon drucken, empfehle ich euch zu dem geschlossenen Bauraum System von Creality zu greifen, dem Creality K1c (ca. 500 Euro). Dieser Drucker kommt ab Werk mit ein paar kleinen Problemen zu euch, die ihr im Handumdrehen selbst verbessern könnt. Dann besitzt ihr mit diesem Drucker einen Leistungsstarken offenen Drucker, der mit hoher Geschwindigkeit, sehr guter Druckqualität und Zukunftssicherheit durch das offene Klippersystem daher kommt.
Größerer Bauraum ab 300mm:

Hier gibt es aktuell (Stand Ende 2024) die Wahl zwischen dem günstigen und sehr gutem Sovol SV08 mit 350x350mm Druckraum (ca. 600 Euro), der als Voron-Selbstbau-Buder daherkommt. Ein extrem durchdachtes Design auf Basis des Voron 2.4 mit Flying-Gantry bringt euch an die Spitze des FDM-Druckes (Stand 2024) und liefert einen open Source fertig Drucker, dem es wirklich an nichts fehlt. Außerdem kann der Drucker sogar mittels Paneelen zu einem geschlossenen Bauraum verbessert werden, um für Materialien wie ABA/ASA/Nylon etc. gerüstet zu sein.

Oder ihr möchtet ohne viel Aufwand zu einem Multimaterial System greifen, das auf Niveau des BambuLabs agiert, jedoch auch mittels halboffener oder komplettoffener Schnittstelle daher kommt. Dann möchte ich euch den Creality K2 Plus empfehlen (ca. 1500 Euro inkl. CFS). Dieser Drucker liegt im selben Preissegment wie der BambuLab X1c, kommt mit allen Stärken, die ein Drucker haben muss daher und funktioniert schon im geschlossenen Crealitysystem erstklassig. Er bietet euch jedoch zusätzlich die Funktion des Rootings, wodurch ihr den Drucker und das Multimaterialsystem (Crealitys CFS genannt) selbst in die Hand nehmt. Bauraum 350x350mm.
Ist euch dies alles zu teuer, wäre eine günstige und tolle alternative der Creality K1 Max (ca. 800 Euro ohne CFS). Er ist der Vorgänger des K2Plus. Ihm fehlt es an nichts, kommt mit Crealitys geschlossener Software daher, liefert tolle Druckergebnisse und kann gerootet werden um mit Klipper in den Genuss des offenen Systems zu kommen. Der Beuraum liegt hier bei 300x300mm.
Fazit:
Keine einfache Entscheidung. Ich hoffe euch jedoch einen kleinen Überblick über die am Markt aktuell (für mich :)) interessantesten Drucker gegeben zu haben und euch einige Informationen mit auf den Weg gegeben haben zu können.
Selbstverständlich gibt es noch etliche andere Hersteller, die ähnliche Produkte anbieten. Auch diese Drucker sind keine schlechte Wahl. Ich habe mich jedoch auf obig beschriebene Systeme spezialisiert, weil deren Design und Wahl der Komponenten mich überzeugt und für mich ein System liefert, das nicht nur formschöne Drucke, sondern auch konstruktiv ansprechende Drucke erledigen kann. Außerdem sind die beschriebenen Hersteller alles Firmen, die schon länger im Markt agieren und auch in Zukunft weiter an neuen und ihren bestehenden Produkten arbeiten. Dies kann ich bei anderen Hersteller aus meiner Erfahrung heraus bei nur wenig anderen bestätigen.
Dritter Schritt:
Weiter zum Startguide Episode 2, den Grundsätzlich wichtigsten Einstellungen und Wissen vor dem Start eines Druckes. Danach seit ihr schon Profis und könnt mit dem weiteren Vorgehen selbst entscheiden, was wichtig, gut und schlecht in der 3D-Druckwelt ist.
Viel Spaß!